Social Media? Brauch ich nicht! …Oder doch?
„Social Media machen wir nicht. Das ist unseriös und unsere Kunden sind da auch nicht.“ In der Praxis treffe ich noch immer auf reichlich Skepsis, obwohl ich annahm, dass Social Media mittlerweile fester Bestandteil unseres privaten und beruflichen Alltags sei. Aber woran liegt das und brauchen Unternehmen Social Media wirklich nicht?
Für mich ist Social Media ein Teil des Alltags geworden. Etwas ganz normales. So wie das Telefon, das Internet und das Fernsehen. Ich nutze Bewertungsportale und Foren für meine Urlaubsplanung, pflege meine Businesskontakte auf XING und meine privaten Kontakte auf Facebook, lese Tagesnachrichten via Twitter und suche Informationen in Wikipedia. Natürlich nutze ich Social Media auch, um bestimmte Unternehmensziele zu erreichen. Viele Unternehmen beschäftigen sich jedoch nach wie vor nicht mit den Möglichkeiten der sozialen Medien. Sie entscheiden sich nicht aktiv dagegen, sondern sie ignorieren Social Media. Sie prüfen nicht einmal die Möglichkeiten oder überwachen die User-Stimmen im Web.
Warum haben Unternehmen Angst? Mögliche Gründe:
Missverständnis # 1 – Social Media ist Facebook
Social Media ist viel mehr als nur Facebook! Es ist sogar in Ordnung, wenn ein Unternehmen sich bewusst gegen die aktive Unternehmenspräsenz in Facebook entscheidet und stattdessen andere, relevantere Kanäle nutzt, um seine Zielgruppe optimal anzusprechen oder sich vielleicht auch gar nicht aktiv beteiligt, sondern lediglich „zuhört“ und überwacht. Der unternehmensrelevante Umgang mit Social Media bedeutet auch nicht immer zwingend das Anlegen eines eigenen Profils in irgendeinem Netzwerk. Es gibt zahlreiche andere Varianten der sinnvollen, gewinnbringenden Nutzung.
Missverständnis # 2 – Social Media ist völlig neu
Zugegeben, die Technologie ist neu. Nicht neu ist jedoch der Wunsch nach Gesellschaft, Austausch und sozialem Miteinander: Dieses anthropologische Grundbedürfnis gibt es seit Anbeginn der Menschheit. Schon immer gruppieren wir uns in sozialen Netzwerken und tauschten uns untereinander aus. Nur nutzen wir dafür heute das World Wide Web dafür.
Missverständnis # 3 – Social Media ist gefährlich
Der Umgang mit Social Media birgt sicherlich einige Gefahren für Unternehmen. Genau so wie der falsche Umgang mit E-Mails, Telefonmarketing ohne Permission, Vergleichender oder Irreführender Werbung, falsch umgesetzter Kennzeichnungspflichten, etc. Wer gewappnet ist und weiß, worauf zu achten ist, für den ist Social Media nicht gefährlich – zumindest nicht gefährlicher als jegliche andere öffentliche Kommunikation.
Warum sich Unternehmen gar nicht vor Social Media verstecken können
Auch ohne das aktive Zutun oder Einverständnis eines Unternehmens tauschen sich User online aus. Sie bewerten Leistungen und Locations, empfehlen oder verdammen Produkte und Marken und kommentieren, liken und verbreiten Inhalte. All das geschieht – ob ein Unternehmen das möchte oder nicht. Natürlich können Unternehmen grundsätzlich selbst über den Grad ihres Involvements, also ihrer Beteiligung an Social Media, bestimmen. Sie können jedoch nicht verhindern, dass sich die Nutzer über ihre Produkte und Leistungen austauschen. Mindestens das Überwachen mittels Monitoring-Tools ist also angebracht.
Social Media ist nicht nur etwas für´s Marketing
Es gibt kaum mehr einen Unternehmensbereich, in dem das Konzept Vernetzung keine Rolle mehr spielt. Längst ist klar, dass Social Media nicht nur ein Medium für PR-Arbeit und Kommunikation darstellt, sondern für viele weitere Zwecke in Unternehmen einsetzbar ist, wie beispielsweise:
- Interne Kommunikation
- HR und Recruiting
- Service und Support
- Innovationsmanagement
- Schulung, Ausbildung und Wissenstransfer
- und viele mehr…
Warum ist Social Media nun ein Thema für Unternehmen?
- Weil ein Unternehmen sich Social Media ohnehin nicht mehr entziehen kann. Nutzer bestimmen die Inhalte und tauschen sich über Marken und Produkte aus. Social Media sind inzwischen natürlicher Bestandteil des Lebens und alltägliche Kommunikationsmittel.
- Die gigantische Nutzerzahl in Sozialen Medien bietet ein enormes Potenzial für Unternehmen. Kaum ein anderes Medium bietet diese Chance.
- Mit weniger Budget kann man in den sozialen Medien viel erreichen. Aber Vorsicht: Gratis und ein Selbstläufer ist Social Media nicht. Kommunikation braucht Zeit und Manpower.
- Man hat das Ohr am Kunden und darüber hinaus die Möglichkeit mit ihm direkt in Kontakt zu treten und zu interagieren.
- Aktivitäten in Social Media haben immer auch einen positiven Effekt auf das Suchmaschinen-Ranking und auf die Findbarkeit im Netz. Sie erhöhen durch Ihre Aktivitäten im Social Web Ihren Bekanntheitsgrad und schaffen einen Wiedererkennungseffekt durch Ihre Präsenz.
- Die Neuen Medien wirken wie ein gigantischer Ruf-Verstärker. Der virale Effekt sorgt für eine enorme Verbreitung, was eine Printanzeige oder ein TV-Spot i.d.R. nicht leisten kann.
Fazit:
Egal ob aktiv oder nur als Beobachter: Unternehmen können und sollen bestimmen, in welcher Art und Weise sie Social Media nutzen möchten. Social Media bietet viele Vorteile und kann bei der Erreichung ganz unterschiedlicher Ziele helfen. Wichtig ist, dass sich Unternehmen damit auseinandersetzen und prüfen, welche Form der Beteiligung sinnvoll ist und warum. Social Media einfach zu ignorieren, ist sicherlich nicht die richtige Lösung.