Wie sinnvoll ist Influencer-Marketing für Ihr Unternehmen? [Gastbeitrag]

Das sogenannte Influencer-Marketing ist wohl der größte Online Marketing-Trend des Jahres. Ganz klar, dass viele namenhafte Unternehmen da sofort mitmischen wollen. Aber wie die Erfahrung zeigt, führt die Kooperation mit einem Influencer nicht zwangsweise zu einer Erfolgsgeschichte. Es warten ebenso viele Chancen wie Risiken auf Sie.

Marketinginstrument „Influencer“

Um es mal ganz platt zu sagen: Influencer gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Derzeit müssen Influencer nicht einmal mehr einen eigenen Blog aufweisen, es reicht schon, dass sie ein reichweitenstarkes Profil auf Social Media-Kanälen wie Instagram oder YouTube haben. Umso genauer müssen Unternehmen jetzt hinschauen, wenn sie sich für die Kooperation mit einem Influencer entscheiden. Das Wichtigste ist, sich einen Influencer auszusuchen, der auch zum Unternehmen passt! Hier ist Authentizität das A und O. Würde Adidas zum Beispiel mit einem bekannten Fitnessblogger zusammenarbeiten wollen, der bereits eine Kooperation mit Nike hat, wäre die Zusammenarbeit sowohl für den Blogger als auch für das Unternehmen sinnlos: Die Influencer agieren als Markenbotschaftler und vermitteln ihren Followern das Gefühl, 100%-ig hinter einem Produkt zu stehen. Daher haben auch sie bei Kooperationen nicht die freie Wahl, sondern müssen stets die Konkurrenten ihrer Kooperationspartner im Auge behalten.

Wie finde ich den richtigen Influencer für mein Unternehmen?

Der erste Schritt wäre tatsächlich, sich erstmal einen Überblick vorhandener Influencer auf einem Social Media-Kanal Ihrer Wahl zu verschaffen. Hier fallen dann schon einige Kandidaten raus, wenn sie bereits mit Konkurrenzunternehmen zusammenarbeiten oder sich in einer ganz anderen Branche befinden. Ich würde immer empfehlen, nicht nur auf die großen bekannten, sondern vielleicht auch auf kleinere Influencer zu setzen. Nur weil die Reichweite eines Influencers bei Instagram noch nicht so groß wie die einer Caroline Daur ist, heißt das nicht, dass eine Kooperation nicht ebenso ergiebig sein könnte. Jeder Influencer fängt mal klein an. Meist haben die „Neulinge“ erst einige wenige Kooperationen und können sich Ihrem Unternehmen daher mit viel mehr Hingabe widmen. Die Followerschaft von kleinen Influencern kann nämlich im Verhältnis viel interaktiver und vor allem ehrlicher als die der großen sein.

Tipp: Lassen Sie sich nicht von der reinen Followerzahl beeindrucken. Stellen Sie immer die Anzahl der Beiträge mit den eigens abonnierten Accounts und den Abonnenten gegenüber. Hat ein Influencer 4.000 Follower, aber auch 4.000 gepostete Beiträge, relativiert sich die Anzahl der Follower wieder. Ähnlich verhält es sich mit der Anzahl der eigens abonnierten Accounts. Viele Blogger versuchen sich mit Hilfe von Bots und der Follow-for-Follow-Strategie Fans zu erschleichen. Indem sie vielen Accounts folgen und deren Bilder liken, erhoffen sie sich, dass ihnen zurückgefolgt wird. Ist dies der Fall, entfolgen sie den Accounts ganz schnell wieder, da die Anzahl ihrer abonnierten Accounts sonst ins Unermessliche steigen würde.

Um es nochmal zusammenzufassen: Lassen Sie sich nicht von der Zahl der Abonnenten einschüchtern. Suchen Sie sich einen Influencer, dessen Inhalte zu Ihrem Unternehmen oder Ihrer Marke passen und schauen Sie sich die Interaktion unter einzelnen Beiträgen an. Werden hier anspruchsvolle, ehrliche Fragen gestellt oder reagieren die meisten Fans nur mit einem Emoticon?

Wie sieht die Kooperation mit einem Influencer aus?

Im Grunde genommen laufen alle Kooperationen mit Influencern gleich ab. Am besten Sie nehmen direkt mit mehreren Influencern gleichzeitig Kontakt auf – da sie wahnsinnig viele Anfragen bekommen und oft unterwegs sind, kann man schon mal 1-3 Wochen auf eine Antwort warten.

  • Beschreiben Sie dem Influencer in einer ersten Email einfach, weshalb Sie sich für ihn entschieden haben, und um welches Thema es bei einer Kooperation gehen könnte.
  • Dann lassen Sie sich im nächsten Schritt das sogenannte Mediakit des Influencers schicken – diesem entnehmen Sie die Reichweite auf den unterschiedlichen Social Media-Kanälen und erfahren etwas über bisherige, erfolgreiche Kooperationen. Die Mediakits sind natürlich individuell und gehen mal mehr und mal weniger ins Detail.
  • Wenn Sie sich auf Aspekte wie Zeitpunkt, Inhalt der Kooperation und die Vergütung geeinigt haben, halten Sie das Ganze bitte schriftlich in einem Vertrag fest. Auch Themen wie Bildrechte und Kündigungsfrist müssen in diesem unbedingt berücksichtigt werden.

Wie genau die Kooperation mit einem Influencer aussehen soll, entscheiden Sie selber. Es gibt zum Beispiel Firmen, die gern Jahresverträge abschließen, und so sicherstellen, dass der Influencer in dieser Zeit nicht von einem Konkurrenzprodukt abgeworben werden kann. Außerdem schafft eine langfristige Kooperation mehr Vertrauen und kann das Image einer Marke maßgeblich prägen. Kurzfristige, einmalige Kooperationen sind vor allem für die Generierung von Klicks, Downloads und den reinen Abverkauf geeignet.

Sie sollten unbedingt vermeiden,

  • …mit Influencern zu kooperieren, die Werbung für die Konkurrenz machen.
  • …nur auf die Anzahl der Follower zu schauen.
  • …nur auf die großen bekannten Influencer zu setzen.
  • …sich zu oft bei den Influencern zu erkundigen, ob die E-Mail auch wirklich angekommen ist, wenn Sie nicht sofort eine Antwort erhalten.
  • …die ausstehende Rechnung mit großer Verzögerung oder nur auf Nachfrage zu begleichen.
  • …den Influencern den genauen Text für die Werbebeiträgen vorgeben zu wollen – Schlüsselwort ist hier „Authentizität“.

Worst and Best Practice

Eine Firma, die ganz vorne mit dabei ist, wenn es ums Influencer-Marketing geht, ist About You: Die sogenannten About You-Idols sind namenhafte Influencer, Models und bekannte TV-Gesichter, die von About You bezahlt werden, damit sie sich Outfits nach ihrem Geschmack zusammenstellen und damit für den Online-Shop werben. Im Umkehrschluss posten die Influencer diese Outfits auch auf ihren Social Media-Accounts und verweisen auf About You.

https://www.instagram.com/p/BWKVbezD5zd/?tagged=aboutyouidols

Eher unangenehm aufgefallen ist vor einiger Zeit die Marke Coral. Zahlreiche Influencer posierten plakativ auf ihren Instagram-Kanälen mit dem neusten Waschmittel und sorgten so für zahlreiche Diskussionen. Unter dem Hashtag #coralliebtdeinekleidung sind jetzt nicht nur Fotos der Kooperationen zu sehen, sondern auch Bilder beliebiger Instagram-User, die sich über die Kampagne lustig machen.

https://www.instagram.com/p/BVxMiUOFtB6/?tagged=coralliebtdeinekleidung

Damit Influencer-Marketing für Sie ein Erfolg wird, sollte unbedingt stilvoll und vor allem mit Bedacht gehandelt werden. Am besten laufen solche Kooperationen, die authentisch und vielleicht sogar nicht mal auf den ersten Blick als solche zu erkennen sind – wobei die Kennzeichnung „Werbung“ oder „Anzeige“ mittlerweile nicht mehr zu übersehen ist.

Vergleichen Sie Ihre Chancen im Influencer-Marketing mit alternativen Kampagnen im Online Marketing. Möchten Sie eine Zielgruppe ansprechen, die eher auf Instagram oder auf Facebook aktiv ist? Gibt es eine bestimmte Region, in der Sie intensiv an Ihrem Image oder dem Vertrieb eines Produktes arbeiten möchten?

Klären Sie all diese Fragen, definieren Sie ein Ziel und wählen Sie dann Ihre Kooperationspartner sorgfältig aus. Versuchen Sie immer, auch wenn eine Aktion mal nicht wie erhofft verläuft, einen freundlichen Kontakt zum Influencer zu bewahren. Man sieht sich immer zweimal im Leben und vor allem in den sozialen Netzwerken spricht sich alles wahnsinnig schnell rum – die Influencer sind untereinander alle vernetzt und tauschen sich durchaus über besonders gute oder schwierige Kooperationspartner aus.

 

Bildquellen: Allthefreestock.com


Über den Autor:

Cathrin CorsCathrin Cors ist Social & Content Marketing Managerin bei der brandsatz GmbH in Hamburg und betreut hier Content-Plattformen und Social Media-Kanäle namenhafter Kunden der Fashion- und Lifestyle-Szene.


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