Wie kommt man kostenfrei an Daten für eine Marktanalyse? – 8+ Ideen

Alljährlich steht sie auf dem Programm: Die Marketing-Planung. Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, bedarf es einer genauen Analyse der Ausgangssituation. Aber wie kommt man eigentlich an Daten für eine Marktanalyse – insbesondere dann, wenn das Marketing-Budget knapp bemessen ist?

„Wir haben leider kein Budget dafür“

Bloß kein Geld für Marketing ausgeben. Und wenn es schon sein muss, dann doch bitte nur für operative Maßnahmen.
Das kennen die meisten Marketeers nur zu gut und stehen immer wieder vor der Herausforderung sinnvolle Daten für ihre Marktanalyse kostengünstig zu “ergattern”. Ein Dilemma, denn ohne eine gute Ausgangsbasis ist es schwer in die richtigen Maßnahmen zu investieren.

Aber der (finanzielle) Aufwand einer fundierten Betrachtung der Marktsituation als Basis der Planung lohnt, denn eine gute Analyse:

  • …bewertet und senkt das Risiko von Fehlinvestitionen
  • …identifiziert Faktoren, die den eigenen Erfolg herbeiführen oder verhindern können
  • … macht aus „Bauchgefühl“ eine objektive Entscheidungsgrundlage
  • …liefert rationale Daten und Fakten sowie stichhaltige Argumente als Basis für eine strategische Planung

Und die gute Nachricht: Es gibt auch Möglichkeiten ohne große finanzielle Investitionen an Daten zu gelangen. Wir entscheiden deshalb: Wir machen eine Marktanalyse! 🙂

Zunächst müssen wir aber klären, was eine Marktanalyse eigentlich alles beinhaltet und wie eine sinnvolle Herangehensweise aussieht.

Was ist zu beachten?

Der klassische Marktforschungsprozess lässt sich in fünf Phasen unterteilen, die so genannten „5 D’s“ der Marktforschung:
Definition und Klärung des Problems
Design
Datengewinnung
Datenanalyse
Dokumentation, Interpretation und Anwendung

Die 5 D´s zeigen wunderbar auf, dass Marktforschung nicht bedeutet, dass Sie wahllos Daten „zusammengooglen“ sollen.

Ohne klare Fragen – keine klaren Antworten: Jedes Marktforschungsprojekt bedarf einer klaren und eindeutigen Zielsetzung, um keine Ressourcen zu verschwenden. Auch die anschließende Analyse sowie Interpretation der gesammelten Daten ist essentiell, denn ohne Kontext ist eine Zahl einfach nur eine Zahl und liefert keine Erkenntnisse.
Sobald Sie geklärt haben, was genau Sie betrachten möchten und welche Fragen Sie „an den Markt“ haben, geht es darum, die passenden Datenquellen auszuwählen. Nachfolgend sind einige Ideen aufgeführt.

Schmaler Geldbeutel – Wie kommt man an Daten?

Gerade der Mittelstand und kleinere Unternehmen verfügen über keine großen Budgets. Hier sind pragmatische Wege zur Marktanalyse gefragt.

Idee #1: Internes Wissen

Oft schlummert innerhalb eines Unternehmens ein enormes Markt-Wissen, was nur sinnvoll abgeschöpft und geordnet werden muss. Vertrieb und Innendienst nehmen aus ihren Kundengesprächen oder von Veranstaltungen viele Erkenntnisse mit, das Management tauscht sich innerhalb seines Netzwerks aus und der Geschäftsführer kennt den Markt sowieso aus dem ff. Dieses Wissen muss systematisch zusammengetragen werden. Dazu eignen sich beispielsweise gemeinsame Strategie-Gespräche, zu denen Sie alle wichtigen Key-Player und Wissensträger des Unternehmens einladen und vom geballten Wissen profitieren.

Darüber hinaus liefert die allgemeine Unternehmenssituation eine wichtige Basis für Ihre Analysephase. Dabei werden u.a. Absatz-, Vertriebs- und Umsatzstatistiken, Kunden- bzw. Nutzerstatistiken, Produktions- und Lagerstatistiken, etc. herangezogen und betrachtet.

Idee #2: Gespräche mit Marktkennern

Nicht nur intern schlummert Wissen. In persönlichen Gesprächen mit Marktkennern, Schlüsselkunden, Handelspartnern oder anderen Unternehmern, Wirtschaftssenioren und Managern aus Ihrem Netzwerk, erlangen Sie insbesondere im B2B-Bereich gute Erkenntnisse über den Markt.

Solche Gespräche sollten auf Augenhöhe stattfinden und selbstverständlich gut vorbereitet werden. Gehen Sie nicht ohne vorbereiteten Fragenkatalog und Notizen in das Gespräch, um den Faden vor „Plauderei“ nicht zu verlieren.

Idee #3: Befragung der Zielgruppe

Vor allem im Endkundengeschäft (B2C) spielt diese Form der Analyse eine große Rolle: Die Befragung der potenziellen Kunden.

Auch hier gilt: ohne gute Vorbereitung läuft nichts. Zunächst muss eine klare Definition der Wunschkunden erfolgen. Anschließend muss ein Fragebogen konzipiert werden, der auf das Befragungsziel abgestimmt ist und auswertbare Ergebnisse liefert.

Für den „schmalen Marketing-Geldbeutel“ können solche Umfragen auch durch unternehmenseigene Ressourcen vorgenommen werden. Beispielsweise durch eine persönliche Befragung von Besuchern einer Messe.

Idee #4: Kundenbefragung

Möchten Sie mehr über Ihre Kunden erfahren? Dann fragen Sie sie doch einfach! Befragungen können beispielsweise im persönlichen Kundengespräch (Interview) vorgenommen werden, telefonisch oder auch als Online-Befragung. Es existieren zahlreiche kostenfreie Tools, die Sie bei Ihren Befragungen unterstützen können, wie beispielsweise SurveyMonkey.

Idee #5: Statistik-Dienste, (Markt-)Forschungsinstitute und Ämter

  • Statistik-Dienste wie Statista und DESTATIS bieten Erhebungen, die teilweise kostenfrei abgerufen werden können.
  • Das Deutsche Marktstudienportal „Meinungsmensch“ liefert ebenfalls jede Menge Informationen.
  • Bei Marktforschungsinstituten wie der GfK können Sie nicht nur Studien in Auftrag geben. Diese Unternehmen bieten oft auch kostenfreie Insights an. Prüfen Sie, ob diese freien Daten Ihren Fragestellungen entsprechen.
  • Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (Berlin), das Institut der Deutschen Wirtschaft (Köln) oder auch die CESifo-Gruppe (München) sind nicht nur Anlaufstellen für Konjunkturprognosen und Wirtschaftsanalysen, sondern auch für Studien und sonstige wirtschaftsrelevante Informationen und Publikationen, die für Ihre Planung relevant sein können. Je nach Branche gibt es weitere Anlaufstellen, wie beispielsweise das Kölner Institut für Handelsforschung.
  • Auch das Bundesfinanzministerium oder die Statistische Bundes- und Landesämter halten Brancheninformationen und wertvolle Zahlen bereit.
  • GENESIS ist eine Online-Datenbank des statistischen Bundesamtes, in der Sie schnell und unkompliziert recherchieren können. Auf Landesebene werden ebenfalls Marktdaten erhoben. Diese können Sie unter statistikportal.de abrufen.

Idee #6: Unternehmenskammern und -verbände

Eine gute Anlaufstelle können zudem Berufs- und Branchenverbände oder auch Handwerkskammer und Industrie- und Handwerkskammer (IHK) sein. Diese bieten oft Branchen-Kennzahlen, Erhebungen oder Vergleichswerte – und das oft sogar bezogen auf Ihr lokales Umfeld.

Idee #7: Messen und Kongresse

Auch Messen, Kongresse, Fachtagungen und sonstige Veranstaltungen sind wertvolle Informationsquellen für Marktanalysen.

Idee #8: Sonstiges

  • Kreditinstitute stellen ebenfalls tolle Informationsquellen dar. Beispielsweise stellt der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken halbjährlich Branchenbriefe für die wichtigsten Wirtschaftszweige kostenfrei zur Verfügung. Auch die Sparkassen bieten diverse Branchenreports – in der Kurzversion sind diese kostenfrei. Und auch die Deutsche Bank liefert diverse Insights.
  • Nutzen Sie auch das Wissen großer Beratungsgesellschaften, wie McKinsey, Accenture, Boston Consulting Group oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wie Deloitte. Auch Ihr Steuerberater kann ggf. Informationen und Vergleichswerte liefern.
  • Selbstverständlich informieren Sie auch Onlinemagazine, Fachblogs und -Portale über Trends, Kennzahlen und Statistiken.
  • Universitäten können ebenfalls eine gute Anlaufstelle sein. Viele Diplom- Master- oder Doktorarbeiten behandeln aktuelle Themen aus der Wirtschaft. Manche Informationen stehen kostenfrei zur Verfügung.
  • Testen Sie auch einmal kostenfreie Monitoring-Tools, wie SocialMendtion.com oder HowSocialble.com, um Wettbewerber, Kundenstimmen und Trends unter die Lupe zu nehmen und zu erfahren, ob und wie Ihre Kunden im Social Web über Sie sprechen.
  • Auch das Einholen von Wettbewerbsangeboten liefert interessante Erkenntnisse.

Wer doch etwas mehr Geld investieren kann und möchte, der kann u.a.:

  • Marktforschungsinstitute beauftragen
  • Umfangreiche Studien erwerben
  • Umfangreiche Tests oder Beobachtungen durchführen

Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast

Der Nachteil an kostenfreien Erhebungen ist einerseits, dass die Daten meist nicht ganz Ihrer Ziel- und Fragestellung entsprechen. Andererseits sind die Quellen nicht immer valide.

Es gilt also genau abzuwägen, wie stark Sie Ihre zukünftige Marketinginvestition auf Daten aus kostenfreien Quellen stützen möchten.

 

Welche Quellen kennen und nutzen Sie? Verraten Sie uns Ihren Geheimtipp per Kommentar!

 

http://www.sinnwert-marketing.de/kontakt

 


Über den Autor:

Rita LöschkeRita Löschke ist Expertin für strategisches Marketing und Geschäftsführerin der SinnWert Marketing GmbH.

Seit mehr als 17 Jahren ist Marketing ihr Broterwerb und ihre Leidenschaft. Sie trainiert, berät und unterstützt KMU-Marketer und Geschäftsführer in Marketingfragen. www.sinnwert-marketing.de


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